Herpesviren, eine uralte Virenfamilie mit charakteristischen Eigenschaften
Das ist eine echt tolle Familie, die Herpes-Sippe. Sie teilt sich in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe bilden Herpes Simplex Viren (HSV) mit zwei Unterarten: HSV 1 verursacht Lippenherpes, HSV 2 verursacht Genitalherpes. Die zweite Gruppe stellt das Varicella Zoster Virus dar, das sowohl Windpocken als auch Gürtelrose hervorruft. Allen Herpes-Arten ist gemeinsam, dass sie als DNA-Viren dauerhaft im Körper verbleiben, wenn sie einmal in den Körper gelangt sind - also auch, wenn die Krankheit äußerlich abgeklungen ist. Sie nisten sich in unterschiedlichen Nervenknoten ein und können dort nach Jahren wieder aktiv werden und einen erneuten Krankheitsausbruch verursachen. Sind wir gesund und munter, so kann das Immunsystem die Erreger in Schach halten. Ist es jedoch angeschlagen, so gelingt es den Viren, sich wieder zu vermehren und sich entlang der Nervenfasern auszubreiten. Dies erklärt die Symptome, die bei allen Herpeserkrankungen auftreten: Befallen werden die Sinnesnerven, die für Schmerzempfindungen zuständig sind. Daher kommt es zu Empfindungsstörungen wie Schmerzen, Brennen und Juckreiz. In den Bläschen, die sich am Endpunkt des Geschehens bilden, sind eine große Anzahl Erreger enthalten, die sehr ansteckend sind. Das heißt: Bei allen akuten Herpesinfektionen muss man unbedingt Abstand zu anderen einhalten.
Herpes Simplex Viren
Die Erstinfektion verläuft meist unerkannt. Je nach der Eintrittspforte wird entweder die Kopfregion oder die Rumpfregion zum Ort des Krankheitsausbruchs. HSV 1-Viren nisten sich in Nervenknoten des Kopfs an, dort wo der Trigeminus-Nerv entspringt. Die Nervenendigungen, an denen dann die Beschwerden entstehen, liegen daher im Bereich der Lippen (Lippenherpes), im Bereich des Auges (Herpes am Auge), am Ohr oder in der Nase. HSV 2-Viren hingegen werden sexuell übertragen. Sie verbleiben in Nervenknoten im Rumpfbereich, die im Genitalbereich enden. Daher tritt die Infektion im Genitalbereich auf. HSV 2-Viren können bei einer Schwangerschaft oder bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden. Daher sind besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Alle Herpes Simplex-Erkrankungen können mehrfach pro Jahr auftreten.
Behandlung von Lippenherpes und Genitalherpes
In der Regel ist Lippenherpes gut zu behandeln, wenn man sofort, also beim ersten Kribbeln, eine Behandlung einleitet. Der antivirale Wirkstoff Aciclovir verhindert die Vermehrung der Viren. Faustregel: Fünfmal täglich als Creme auf die betroffene Stelle fünf Tage lang auftragen. Von innen als Unterstützung des Immunsystems eignen sich Zink-Präparate. Um die Abheilung der Bläschen zu fördern und eine Ansteckung anderer zu vermeiden, gibt es praktische, durchsichtige Klebepatches, die man direkt auf die Bläschen aufklebt. Diese Pflästerchen sind sogar lippenstifttauglich. Die Behandlung von Genitalherpes bleibt dem Arzt vorbehalten.
Varizella Zoster Virus: Windpocken und Gürtelrose
Die Erstinfektion verursacht die wirklich unangenehmen Windpocken. Heutzutage werden Kinder bereits frühzeitig geimpft und erkranken nicht mehr. Aber ältere Jahrgänge können sich meist noch an den charakteristischen, äußerst stark juckenden Ausschlag erinnern, der zu lebenslange Narben führen kann. Der gesamte Körper ist davon betroffen. Es bilden sich im Krankheitsverlauf Bläschen und Verkrustungen. Auch diese Herpes-Erkrankung ist hochansteckend. Die Viren verbleiben lebenslang im Körper und können mit zunehmendem Alter in Zeiten, in denen das Immunsystem angeschlagen ist, erneut aktiv werden. Dann verursachen sie Gürtelrose. Die Viren wandern im Rumpfbereich entlang der Nervenbahnen und verursachen eine halbseitige, schmerzhafte Bläschenbahn, wie einen Gürtel. Möglichst schnell sollte ein Arzt aufgesucht werden, damit passende antivirale Wirkstoffe verordnet werden. Eine effektive Schmerzbehandlung ist wichtig, um langandauernde Schmerzzustände zu verhindern. Auch hier gilt: Man ist ansteckend für andere! Man kann davon ausgehen, dass die Windpockenimpfung im Kindesalter eine gute Vorbeugung vor späterer Gürtelrose zur Folge hat.
Mein persönlicher Tipp: Je besser das Immunsystem funktioniert, desto besser kann man Herpesviren in Schach halten. Sobald eine Herpes-Erkrankung ausbricht, sollte man sofort eine passende Behandlung einleiten. In allen akuten Fällen empfiehlt sich die Einnahme eines Zinkpräparats als Stoßtherapie, was die Vermehrung von Viren einschränkt.
Approbation als Apothekerin. Leitung der Pregizer Apotheke in Pforzheim.